Moderation: Prof. Dr. Robert Fürst, Nadine Metzger
Der Mund: ein Lebensraum der uns näher nicht sein könnte. Das orale Mikrobiom ist aufgrund der Vielzahl an Nischen (Zahn, Mucosae, Speichel, Biofilm) und den damit verbundenen Gradienten (Temperatur, Sauerstoff, Protonen, Nährstoffe) eines der komplexesten. Die Mundflora hat positive Wirkungen, wie Infektionsprävention, Immunmodulation, Blutdruckregulation und Bereitstellung essentieller Metabolite und Stoffwechselwege. Letztere tragen zum Gluten-Abbau bei und sind somit Zöliakie vorbeugend, bzw. mildernd. Orale Keime sind aber auch selbst opportunistische Pathogene und häufig bei Bakteriämie und odontogenen Infektionen beteiligt. Sie siedeln ab in Magen und Duodenum, seltener in die tieferen Darmregionen, und beeinflussen hier u.a. die Wirkung und Konzentration von Medikamenten. Als ektopische Besiedler des Darms stehen sie im Verdacht bei Krebsarten beteiligt zu sein, weniger wohl als Ursache, vielmehr als Verstärker oder Passagier. Das (orale) Mikrobiom positiv zu beeinflussen, zu designen bzw. bioingenieurtechnisch zu verbessern ist naheliegend, bleibt aber eine Herkulesaufgabe. Die zentrale Aufgabe der Zukunft wird die nachhaltige, persistierende Ansiedlung probiotischer Keime am Ort des pathologischen Geschehens sein. Der Vortrag behandelt diese und andere Fragen, die jeden von uns betreffen, auch, aber nicht nur aus pharmakologischer Sicht.
